„Ehrenamtliche fühlen sich zunehmend gegängelt“

Bei der vergangenen Generalversammlung der Schützengemeinschaft Meschede-Nord hat sich kein Nachfolger für den scheidenden Vorsitzenden Werner Hoffmann gefunden. Dieser hatte seinen Entschluss lange vorher angekündigt. Wie es weitergeht, erläutert Hauptmann Michael Brieden im Interview.

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Ohne Vorsitzenden – wie schaffen das die Nordschützen jetzt?

Michael Brieden: Geschäftsführer Lars Malyska und ich übernehmen die Aufgaben satzungsgemäß kommissarisch, bis wir einen neuen Vorsitzenden gefunden haben. Dieser müsste dann in einer außerordentlichen Generalversammlung gewählt werden.

Wie wollen Sie den finden?

Das ist nicht so einfach. Normalerweise versucht man als Verein, sich so aufzustellen, dass von unten nach oben immer Leute nachrücken, doch wenn da jemand ausfällt, wird es schwierig. Im engeren Vorstandskreis sind alle beruflich und privat so eingespannt, dass sich erstmal keiner bereit erklärt hat.

Wenn Sie jetzt eine Stellenausschreibung verfassen müssten, welche Anforderungen sollte der neue Vorsitzende erfüllen?

Als Allererstes: Vierzig verschiedene Charaktere unter einen Hut bringen und die Jungs in der Spur halten. Alles andere ist ein Lernprozess und ergibt sich nach und nach von alleine.

Kann man die Aufgaben nicht noch weiter entzerren, so dass der Vorsitzende entlastet wird?

Das haben wir schon gemacht, als ich den Posten des Hauptmanns übernommen habe. Seitdem ist der Vorsitzende vor allem für das Tagesgeschäft zuständig, das man vom Büro aus erledigen kann. Ich bin für alles Organisatorische wie beispielsweise Arbeitseinsätze zuständig. Repräsentative Pflichten, wie die Fahrten zu Delegiertentreffen, haben wir uns geteilt.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es immer schwieriger wird, Menschen für ehrenamtliche Aufgaben zu gewinnen?

Die Gängelung und Verordnungswut seitens der Politik und Ordnungsbehörden lässt ja einen selber an der Sache zweifeln! Aber auch das ganze Freizeitverhalten hat sich verändert. Es ist natürlich auch einfacher, zu den Festen zu kommen und sich an die Theke zu stellen, als bei der ganzen Organisation zu helfen. Natürlich brauchen wir auch Menschen, die mit uns feiern wollen, aber wir brauchen eben auch welche, die die Arbeit machen und die Verantwortung übernehmen.

War es nicht auch leichtfertig, als Vorstand in die Sitzung zu gehen, ohne eine Idee für einen Nachfolger zu haben?

Das war uns schon klar, dass sich keiner aus dem Hut zaubern lässt. Jetzt haben wir aber entschieden, dass wir die Stelle erstmal vakant lassen und weitersuchen. Wenn sich jemand berufen fühlt, kann er sich gern melden. Das haben wir aber auch oft genug kund getan. Wir wollen das jetzt in aller Ruhe klären. Und Werner Hoffmann hat uns ja auch zugesichert, dass er einen Nachfolger einarbeiten und uns alle weiter unterstützen wird.

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